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Von der Lust am Marionettentheater


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"Großes Theater" auf der Bühne"

Bad Rehburg (ade). Eine Liebeserklärung an das Marionetten-Theater und ihre sächsische Heimat ist das Programm „Genoveva" von Heike Klockmeier. In der „Romantik Bad Rechburg“ hat die Puppenspielerin eine zauberhafte Vorstellung gegeben.

Vorsichtig schiebt Heike Klockmeier ihren Fuß durch den Vorhang, lässt dazu die schöne Gedda, deren Fäden sie zieht, singen und dirigiert die Puppe so, dass sie einen bequemen Sitz auf dem Fuß findet. Das als Requisit benutzte Körperteil dient nun als Schaukel, auf der Nedda von ihrem Liebesleid singen kann.

Die Puppenspielerin selbst ist fast den ganzen Abend auf der Bühne präsent und leitet durch das Programm, das mit dem allseits bekannten Klamauk vom Kasperletheater so gut wie nichts gemein hat. Einfühlsam und traurig ist die Geschichte von Kolumbine und Harlekin. Das Liebespaar wird auf der Bühne vom gehörnten Gatten gemeuchelt. Nach dieser Vorstellung, die wohl in etwa dem entsprach, was das Publikum erwartet hatte, beginnt Klockmeier mit einem Spiel, bei dem sie selbst immer häufiger in den Vordergrund rückt. Im Schneidersitz, mit Zylinder auf dem Kopf, füllt sie die kleine Puppenbühne aus und erzählt. Erzählt von den Wander-Marionettenspielern aus Sachsen, wo dieses Spiel eine lange Tradition hat. Berichtet davon, weshalb Wollweber, Tischler und andere Handwerker zu Puppenspielern wurden, wie das "große Theater" damit in die Gasthöfe Sachsens einzog und die armen Leute in seinen Bann zog. Mit leuchtenden Augen und unwiderstehlichem Lächeln breitet sie die Geschichten dieser Spieler vor dem Publikum aus, immer wieder unterbrochen von einem Puppenspiel.

Wie vielseitig ihre Kunst auch in dieser Beziehung ist, das zeigt sie mit Waldemar, der mit mehr als einem Meter Länge ihre größte Puppe ist, und der auf der Bühne vom Pastor zum Prinzipal umgekleidet wird — wobei der schon einmal den Kopf verliert. Oder sie zeigt es mit dem Drama „Genoveva", das herzlich belacht wird, weil Klockmeier den sächsischen Dialekt der Spieler von einst so herrlich nachahmt. Als sie dann noch Gretel und Kasper, die Proletarier des Puppenspiels, als Stargäste mit einer Inszenierung des Hamlet auftreten lässt, bleibt kein Auge im Saal trocken.

Witzig und spritzig, traurig und mörderisch, mit Ironie gespickt und einem hervorragenden Talent, nicht nur die Fäden der Marionetten zu ziehen, sondern auch mit den Gefühlen des Publikums zu spielen und all ihre Liebe hineinzulegen, hat Heike Klockmeier ihr Spiel gemeistert.

Nienburger Zeitung 12/07

 


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